DER MYTHOS HINTER DER FARBE BLAU |
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In den letzten Jahren ist die Farbe Blau in Grossbritannien
sehr beliebt geworden und macht nun mit mittlerweile ca. 76
% den größten Prozentsatz der registrierten Farben beim SBT
aus. Leider hat die zunehmende Beliebtheit von blauen
Staffords zu einer verantwortungslosen Zucht nur auf Farbe
geführt und diese Welpen werden zu überhöhten Preisen
verkauft. Seriöse und erfahrene Züchter und die SBT-Clubs in
UK beobachten diese Entwicklung mit größter Sorge, da zum
Einen die beim Staffordshire Bullterrier einzigartige
Farbenvielfalt massiv zurückgedrängt wird, und zum Anderen
vermehrt gesundheitliche Probleme in der Rasse gefördert
werden. |
Einige Züchter, die nur nach Farbe züchten, stellen leider viele falsche Behauptungen auf um die hohen Verkaufspreise ihrer Hunde zu rechtfertigen. In Wahrheit ist es aber so, dass
Woher kommt die Farbe? Das Auftreten dieser Fellfarbe wird durch das "Dilute-Gen" (Dilution = Verdünnung) herbei geführt. Die Farbe Blau ist das Ergebnis einer Mutation des schwarzgestromten Gens, welche eine Farbverdünnung "d" mit sich bringt. Aufgrund einer Abnormalität in der Verbringung und Einlagerung des Pigments Melanin in den Haarfollikeln, regt dieses Gen die Bildung von aussergewöhnlich grossen, mutierten Pigmentkörperchen an. Diese Pigmentverklumpung führt zu ausgewaschenen oder verdünnten Farben. Das Gen ist rezessiv und damit ein Hund eine verdünnte Farbe aufweist, muss er das Gen "d" von beiden Elternteilen erben. Blau ist ganz einfach das Resultat eines Gendefekts in der Zucht von schwarzgestromten Hunden! Zum Beispiel: Die Verpaarung zwischen einem schwarzgestromten Hund (der das Verdünnungsgen nicht trägt "D/D") und einer schwarzgestromten Hündin (die das Verdünnungsgen ebenfalls nicht trägt "D/D") , bringt schwarzgestromte Welpen hervor, die das Verdünnungsgen nicht tragen. Die Verpaarung zwischen einem schwarzgestromten Hund (der das Verdünnungsgen trägt "D/d") und einer schwarzgestromten Hündin (die das Verdünnungsgen trägt "D/d"), bringt sowohl schwarzgestromte Welpen "D/D", als auch schwarzgestromte Welpen "D/d", und blaue Welpen "d/d" hervor. Die Verpaarung zwischen einem schwarzgestromten Hund (der das Verdünnungsgen nicht trägt "D/D") mit einer blauen Hündin "d/d", bringt schwarzgestromte Welpen hervor, aber alle Nachkommen tragen das schwarzgestromte und das Verdünnungsgen "D/d". Die Verpaarung zwischen einer blauen Hündin "d/d" und einem schwarzgestromten Hund (der das Verdünnungsgen trägt "D/d"), kann sowohl blaue "d/d", als auch schwarzgestromte "D/d" Welpen hervorbringen, wobei alle Welpen das Verdünnungsgen tragen. Die Verpaarung zwischen einer blauen Hündin und einem blauen Hund, bringt einen komplett blauen Wurf, somit tragen alle Welpen diese Farbverdünnung "d/d". Mittels Farbpanel Gentest kann festgestellt werden, ob ein Hund (egal welche Farbe sein Haarkeid hat) das Dilute-Gen "d" trägt. Es besteht die berechtigte Sorge, dass insbesondere bei blauen (verdünnten) Hunden ein erhöhtes Risiko für Hautprobleme im Zusammenhang mit der Verdünnung besteht. Vermutlich ist die anhaltend schlechte Vorgehensweise über Generationen hinweg blaue x blaue Hunde zu verpaaren, für Probleme wie CDA verantwortlich. Farbverdünnungsalopezie = Color Dilution Alopecia (CDA) ist mit einem Farbverdünnungsgen assoziiert, welches wahrscheinlich seinen Sitz am D-Lokus hat. Es ist nicht bekannt, ob das Farbverdünnungsgen direkt für die Hautveränderungen verantwortlich ist oder ob ein verknüpftes Gen für die damit verbundenen Follikelveränderungen kodiert. Das Verklumpen von Pigmenten führt zu Verformungen der Haarschäfte und Brüchen, was zu Alopezie führt. Die ersten Symptome treten bei den betroffenen Tieren meistens im Alter von 6 Monaten bis 2 Jahren auf und sind häufig mit einem sehr komplizierten und komplexen Krankheitsverlauf verbunden, die erkrankten Hunde leiden ebenfalls oft an diversen Umweltallergien und Futtermittelunverträglichkeiten. Die betroffenen Tiere leiden anfangs noch nicht unter Juckreiz, dem Besitzer fällt vorerst nur der Haarausfall an der Rückseite der Ohren, an den Flanken ein- oder beidseitig, am Rücken, sowie den Innenseiten der Gliedmaßen auf. In der Folge entwickelt der Hund häufig Entzündungen der Haut, die dann heftig jucken können, sowie eine übermäßige Schuppenbildung. Eine symptomatische Therapie lindert die Probleme in der Regel nur kurzfristig, eine Heilung ist (bisher) nicht möglich. CDA ist ein permanenter Stressfaktor für das erkrankte Tier, der nur allzu oft mit Dauerschäden am Herz-Kreislauf- und Immunsystem verbunden ist. Verhaltensprobleme, Unkonzentriertheit, Nervosität und Hyperaktivität können ebenso mit dem Stressfaktor im Zusammenhang stehen. In der Realität ist nachstehender Satz von Wichtigkeit: "NICHT JEDER BLAUE HUND ERKRANKT AN CDA... ABER JEDER HUND DER AN CDA ERKRANKT IST BLAU" Kann ich meinen blauen Hund auf Ausstellungen präsentieren? JA, Blau ist eine Farbe, die im Rassestandard anerkannt ist. Ein guter Hund ist ein guter Hund, unabhängig von der Farbe. Ein Richter sollte keine bestimmten Fellfarben präferieren und nach dem Standard bewerten. Ein Grund, warum blaue Staffbulls im Showring mitunter nicht an vorderster Front zu finden sind, ist, dass sie, wenn sie vermehrt ausschliesslich auf Farbe gezüchtet werden, möglicherweise dem Rassestandard nicht mehr so nahe kommen. Aber es gibt einige gute blaue Rassevertreter, welche ausgestellt werden und ebenso gute Bewertungen bekommen. |
Um vergleichsweise auch die Farbentwicklung der SBT
in Österreich aufzuzeigen: Grafik über die Gesamtentwicklung der Farbverteilung der ins Österr. Hundezuchtbuch (ÖHZB) eingetragenen SBT-Welpen; Stand 2023: |
Grafik: ÖSBC (Link 🔎)
Grafik über die Farbverteilung der in den Jahren 2004 - 2023 ins Österreichische Hundezuchtbuch (ÖHZB) eingetragenen SBT-Welpen: |
Grafik: ÖSBC (Link 🔎)
Quellen: |